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„Reisen bildet“ – das ist seit den Zeiten Goethes bekannt, als das Reisen ein wichtiger Teil der jugendlichen Entwicklung darstellte. Weniger bekannt ist, dass Ausflüge in die Welt hinaus auch das Gehirn jung halten.

Entdecken Sie in unserem Beitrag vier positive Auswirkungen, die das Reisen auf unsere Gesundheit hat.

1. Reisen erhält die Plastizität des Gehirns

Entgegen der landläufigen Meinung verlieren wir mit zunehmendem Alter nur wenige Nervenzellen. Nach dem 65. Altersjahr sind es im Durchschnitt ein Prozent im Jahr. Wichtig ist aber, dass die Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen erhalten bleiben. Sie werden bei nachlassender Hirnaktivität schnell abgebaut!

Viele denken, dass Kreuzworträtsel und Kartenspiele genügen, um das Gehirn gesund zu halten. Weil das Hirn viel zu komplex ist, reicht diese Art von mentaler Gymnastik jedoch nicht aus.

Aus der Biologie wissen wir, dass menschliche Beziehungen die Absonderung von Oxytocin erhöhen, das wiederum das Dopamin aktiviert. Dopamin ist eine chemische Substanz, die für das richtige Funktionieren unseres Gehirns unerlässlich ist, und die sich auf alle Arten unseres Verhaltens auswirkt. Soziale Interaktionen helfen deshalb mehr als Sudokus, den Rückgang neuronaler Verbindungen zu verhindern.

Hier kommt das Reisen ins Spiel. Wer die Welt entdeckt, erhält viele Möglichkeiten, aktiv Kontakte zu knüpfen. Ob zusammen mit Bekannten, auf Gruppenreisen oder auf Touren mit Einheimischen: Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich aus Kontakten zu unbekannten Reisebegleitern echte Freundschaften entwickeln, die man auch nach der Rückkehr in die Heimat pflegen wird.

Wer reist, bleibt jung: das gilt auch im Alter, wo es umso wichtiger ist, bestehende Bekanntschaften zu erhalten und neue zu machen.

2. Routine tötet die Neuronen, Reisen tötet die Routine!

Unser Gehirn arbeitet nach einem einfachen System: „Use it or lose it“ –  auf Deutsch: „Benützen oder verlieren“.  Damit wir unsere kognitiven Fähigkeiten erhalten können, braucht unser Hirn laufend Stimulation.

In bestimmten Teilen des Gehirns fördern neue Reize die Entstehung weiterer Neuronen und synaptischer Verbindungen. Jüngste Studien zeigen, dass es im Alter sogar möglich ist, nicht nur das Gelernte zu behalten, sondern Neues dazuzulernen.

Nach dem 50. Lebensjahr eine neue Sprache zu lernen ist ein sehr guter Weg, das Hirn zu stimulieren. Auch neue Eindrücke, wie man sie auf Reisen erhält – visuell, über die Nase oder geschmacklich – halten unsere Neuronen auf Trab.

Reisen ist besonders ideal, weil ein Schatz von unbekannten Erfahrungen auf einem wartet. Wer ein Tag lang an einem neuen Ort unterwegs ist, entdeckt viel mehr als in einem ganzen Monat in seinem gewohnten Umfeld.

Rester jeune et faire du bien au cerveau en voyage

3. Körperliche Aktivität hält das Gehirn am Leben

Körperliche Aktivität ist für die Erhaltung eines gesunden Gehirns unerlässlich. Während wir uns bewegen, setzt unser Hirn verschiedene Neurotransmitter frei. Dazu gehört das bereits erwähnte Dopamin, aber auch das als Glückshormon bekannte Serotonin.

Mit zunehmendem Alter neigt das Gehirn dazu, weniger von diesen wertvollen Substanzen abzusondern, welche die Abnahme der Gedächtnisleistung und der kognitiven Funktion bekämpfen. Besonders im Alter ist es darum notwendig, die Produktion dieser Neurotransmitter zu stimulieren, um das Defizit auszugleichen.

Wer sich ausreichend bewegt, geniesst noch einen weiteren Vorteil:  Nach Angaben von Biologen verursachen 30 Minuten täglicher Aktivität einen sogenannten Mikrostress im Gewebe. Dieser Mikrostress stimuliert die Produktion von BDNF, einer Art „Hirnvitamin“, das die Erneuerung der Nervenzellen anregt.

Reisen ist im Gegensatz zum Erholungsurlaub eine hervorragende Gelegenheit, sich körperlich zu betätigen: lange Spaziergänge, Besuche von Museen und Denkmälern und das Flanieren am Strand gehören zu einem abwechslungsreichen Programm.

Wie könnte man also seine Jugend besser erhalten als mit der Entdeckung der Welt?

  4. Reisen führt zurück zu einem erholsamen Schlaf

Bewegung fördert indirekt auch die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Der Zusammenhang liegt beim Serotonin: Je grösser die Menge dieses Glückshormons ist, die während des Tages produziert wird, desto grösser ist auch die Menge an Melatonin, die ausgeschüttet wird. Damit lässt sich das bekannte Gefühl der Müdigkeit erklären, das wir nach einem anstrengenden Tag empfinden.

Von einem guten Schlaf ist man in unseren Regionen jedoch weit entfernt. Laut Bundesamt für Statistik leiden 25% der Schweizer Bevölkerung an Schlafstörungen. Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist die der 55- bis 64-Jährigen. Insbesondere Frauen leiden unter einem schlechten Schlaf.

Schlaf fördert die Gedächtnisleistung und erlaubt dem Gehirn, sich von den im Laufe des Tages angesammelten Giftstoffen zu reinigen. Somit hat ein Schlafmanko hat auch direkte Auswirkungen auf die Alterung.

Eine Studie in der Fachzeitschrift „Sleep“ veröffentlichte Studie zeigt auf, dass die kognitiven Funktionen bei Menschen mit Schlafmangel schneller abnehmen. Die Studie spricht von einem Rückgang von mindestens 0,67% pro Stunde fehlendem Schlaf, was erheblich ist. 

Reisen ist eine wirksame Massnahme zur Verbesserung des Schlafs: Was gibt es Besseres, als ein fordernder Tag draussen in der Natur eines Nationalparks zu verbringen, und danach müde aber glücklich eine erholsame Nacht zu geniessen?

Tipp: Ein Reisepass ist manchmal besser als ein Rezept für ein Medikament, wenn es darum geht, Neuronen zu erneuern, die kognitiven Funktionen zu erhalten und einen qualitativ hochwertigen Schlaf zu bekommen.